Amwindkurs

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Wie wir im letzten Kapitel gelernt haben brauchen wir zum Segeln Wind. Was war Wind doch gleich … ? Wind ist bewegte Luft. Und diese Bewegung entsteht durch Druckunterschiede. Luft entweicht von hohem Druck zu tiefem Druck. Warme Luft steigt auf und hinterlässt niedrigen Luftdruck, kalte Luft ist schwerer und presst sich zusammen.

Und weil diese Vorgänge nicht immer am gleichen Ort passieren, kommt der Wind nicht immer aus der gleichen Richtung. Bevor wir lossegeln, müssen wir uns also jedes Mal fragen, aus welcher Richtung der Wind weht. Wie wir schon gelernt haben, gibt es den wahren Wind, den Fahrtwind und den scheinbaren Wind. Segeln tun wir mit dem scheinbaren Wind. Dieser setzt sich aus wahrem Wind und Fahrtwind zusammen.

Der scheinbare Wind fällt vorlicher ein als der wahre Wind. Woran erkennen wir nun in Fahrt, woher der scheinbare Wind kommt? Die meisten Segelboote haben einen Windanzeiger oben auf der Mastspitze, den sogenannten Verklicker. Je nach Modell zeigt dieser mit seiner Pfeilspitze genau in den scheinbaren Wind oder ein kleines Fähnchen zeigt in die Richtung, in die der scheinbare Wind weht. Allerdings nur wenn wir segeln! Im Hafen, wenn das Boot ruhig liegt und der Fahrtwind fehlt, zeigt er den wahren Wind an.

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Um jetzt den scheinbaren Wind am besten ausnutzen zu können, müssen wir die Segel optimal dazu einstellen. Wenn wir also mit dem Boot unterwegs sind, fragen wir uns immer, woher der scheinbare Wind kommt, und stellen die Segel dazu ein. Die Richtung, in der wir durchs Wasser fahren, nennt man Kurs. Die verschiedenen Kurse in Relation zum Wind haben bestimmte Namen, die wir jetzt kennenlernen.

Auf meinen Bildern kommt der Wind immer von oben. Ich stelle als erstes mein Modellboot mit dem Bug genau in den Wind. Wie man sehr schön sieht, fallen die Segel nach unten in die Richtung, in die der Wind bläst. Das ist auch in Wirklichkeit so. Wenn der Bug genau im Wind steht, wehen die Segel zum Heck hin aus.

Im Wind steht das Großsegel mittschiffs und das Vorsegel killt. Direkt gegen den Wind segeln ist nicht möglich!

Im Wind steht das Großsegel mittschiffs und das Vorsegel killt. Direkt gegen den Wind segeln ist nicht möglich!

In dieser Position füllen sich die Segel nicht mit Wind, sie flattern. In der Fachsprache heißt das killen. Es ist so weder Vortrieb durch Widerstand oder Vortrieb durch Auftrieb möglich. Der Wind geht ohne Wirkung an den Segeln vorbei. Direkt gegen den Wind zu segeln, ist also nicht möglich. Der Bereich, in dem wir nicht segeln können ist ungefähr 45 Grad auf beiden Seiten vom Wind. Das ist aber von Boot zu Boot unterschiedlich.

Dreht man den Bug des Bootes einmal etwas vom Wind weg, d.h. wir fallen vom Wind ab, füllen sich irgendwann die Segel mit Wind. Ich habe auf meinen Fotos einen Ventilator benutzt, um den Effekt darzustellen:

Auch wenn der Steuermann weiter abfällt, füllen sich die Segel noch nicht gleich mit Wind.

Auch wenn der Steuermann weiter abfällt, füllen sich die Segel noch nicht gleich mit Wind.

Wenn der Steuermann auf ca. 45 Grad vom Wind abgefallen ist, füllen sich die Segel mit Wind.

Wenn der Steuermann auf ca. 45 Grad vom Wind abgefallen ist, füllen sich die Segel mit Wind.

Dazu müssen natürlich die Schoten, (das sind die Leinen mit denen wir die Segel bedienen), angeholt sein. Tun wir das nicht, wehen die Segel mit dem Wind aus und wieder ist kein Vortrieb durch Auftrieb möglich, weil der Wind an den Segeln vorbeiweht. Die Schoten heißen Großschot für das Großsegel und Fock- oder Vorschoten für das Vorsegel. Der erste Kurs, den wir überhaupt segeln können wenn Wind ins Segel kommt, heißt: „Am-Wind-Kurs“.

Sind die Schoten nicht angeholt, wehen die Segel mit dem Wind aus.

Sind die Schoten nicht angeholt, wehen die Segel mit dem Wind aus.

Wie stellen wir aber jetzt die Segel auf Am-Wind-Kurs ein, damit sie optimal zum Wind stehen … ? Müssen wir sie weit aufmachen oder dichter anholen? Wenn wir sie weit aufmachen, geht der Wind wieder an den Segeln vorbei. Es entsteht kein Druckgefälle zwischen Lee und Luv. Für den Vortrieb fehlt der Auftrieb. Also holen wir sie dichter an. Und zwar das Vorsegel fast so dicht wie es geht und das Großsegel so, dass das Ende des Baums, die Baumnock, über der Ecke des Hecks in Lee steht. Wie wir gelernt haben, sitzt die Steuerfrau gegenüber dem Segel in Luv, das Segel fällt nach Lee, solange das Boot nicht krängt, sitzt der Vorschoter in der Mitte.

Die Segel sind optimal eingestellt. Aber wie findet der Steuermann den Amwindkurs?

Die Segel sind optimal eingestellt. Aber wie findet der Steuermann den Amwindkurs?

Jetzt haben die beiden Segelschüler die Segel optimal eingestellt. Aber woher wissen sie jetzt, dass sie wirklich den Amwindkurs fahren? Sie könnten sich ja auch irgendwo befinden.

Der Trick ist, einmal langsam anzuluven, also weiter an den Wind heranzufahren. Wie muss der Steuermann dazu die Pinne einstellen … ? Richtig, er muss sie leicht von sich wegdrücken. Jetzt schauen wir was passiert wenn wir weiter anluven. Beobachten wir einmal das Vorsegel:

Der Steuermann luvt so weit an, bis das Vorsegel anfängt zu killen (flattern).

Der Steuermann luvt so weit an, bis das Vorsegel anfängt zu killen (flattern).

Irgendwann sind wir zu weit im Wind und das Vorsegel fängt an zu killen. Wenn wir jetzt noch weiter anluven, bildet sich sogar ein Gegenbauch in der Fock, in die der Wind hineinbläst, und das Boot bremst.

Ups. Zu weit angeluvt. Das Vorsegel hat schon einen Gegenbauch. Das Boot steht im Wind.

Ups. Zu weit angeluvt. Das Vorsegel hat schon einen Gegenbauch. Das Boot steht im Wind.

Was muss der Steuermann also machen, wenn sie wieder optimal am Wind segeln will? Weiter anluven oder abfallen … ? Richtig, abfallen. Was macht er dazu mit dem Ruder? Zu sich hinziehen oder wegdrücken … ? Genau, er zieht es leicht zu sich hin und schaut auf die Fock.

Der Steuermann fällt jetzt so weit ab, bis das Vorsegel wieder steht.

Der Steuermann fällt jetzt so weit ab, bis das Vorsegel wieder steht.

Sobald diese wieder Wind hat stellt er die Pinne mittschiffs und fährt geradeaus weiter.

Kommando: "Amwindkurs liegt an!"

Kommando: „Amwindkurs liegt an!“

Um jetzt nicht vom Kurs abzukommen, schauen wir, nachdem wir den Am-Wind-Kurs gefunden haben, über den Bug, suchen uns ein Ziel, z.B. einen auffälligen Baum oder ein Haus, und fahren darauf zu. Wenn wir auf offenem Wasser sind, brauchen wir zum Kurshalten einen Kompass.

Die Suche nach dem Am-Wind-Kurs noch einmal im Schnelldurchgang: Wir stellen die Segel ein (Fock dicht, Baumnock über Lee-Ecke des Hecks) und luven langsam so weit an, bis das Vorsegel anfängt zu killen. Sobald es das tut, fallen wir wieder so weit ab, bis das Vorsegel wieder steht, suchen uns einen Punkt an Land und fahren darauf zu.

Sehen Sie sich das einmal im Trickfilm → an:

Sehr schön. Im Film wurden uns auch gleich die richtigen Kommandos gezeigt. Kommandos sind keine Befehle, sondern sie dienen dazu, die Aktionen an Bord anzukündigen und zu koordinieren. Jeder weiß, was als nächstes passiert und handelt entsprechend.

Luven wir an, lautet das Kommando: „Hol an die Schoten!“, fallen wir ab: „Fier auf die Schoten!“. Haben wir den gewünschten Kurs erreicht bestätigt der Steuermann dies mit: „Soundso Kurs liegt an.“ In unserem Fall: Amwindkurs liegt an.

In diesem Kapitel haben wir gelernt, dass wir nicht direkt gegen den Wind segeln können, und dass wir die Segel immer optimal zum Wind einstellen müssen. Der erste Kurs, den wir kennengelernt haben, heißt Amwindkurs, und wir wissen jetzt, wie wir ihn finden.

Im nächsten Kapitel → erkläre ich den nächsten Kurs: den Halbwindkurs.

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Du möchtest einen Segelkurs machen und weißt nicht welche Ausrüstung Du dafür brauchst? Dann lies jetzt meine Artikel zum Thema: „Erstausstattung Segeln“

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