In diesem Kapitel beschreibe ich das Reffen. D.H., das Segel wird verkleinert und so die Segelfläche verringert. Aber warum reffen wir und wann? Wir reffen, wenn der Wind zu stark wird.
Bei der Jolle droht sonst die Kenterung. Bei Kielbooten wird das Rigg stark belastet. Im Extremfall können die Segel reißen oder sogar der Mast herunterkommen. Vorher wird es aber meist luvgierig, das heißt, der Bug hat einen Hang nach Luv. Wir müssen gegensteuern, was anstrengend ist, das Ruder wird unnötig belastet und es droht der Sonnenschuss. D.h. das Boot schießt in den Wind, weil das Boot so stark krängt, dass das Ruder keine Wirkung mehr hat.
Außerdem geht bei starker Krängung viel Wind einfach über das Segel hinweg. Um mit der Jolle nicht zu kentern, müssen wir die Großschot öffnen. Das bewirkt, dass die Segelstellung nicht stimmt und das Segel nicht optimal angeströmt wird. Man sollte also rechtzeitig daran denken zu reffen, am besten schon vor Fahrtantritt. Im Hafen ist es meist ruhiger und windgeschützt. Deshalb sollte man vor der Fahrt unbedingt die Windvorhersage überprüfen und einmal vorne auf die Kaimauer gehen, wo der Wind richtig bläst. Auf einigen Gewässern gibt es Warnhinweise oder blinkende Lampen zur Starkwindwarnung die man auf keinen Fall ignorieren darf. Wie immer sind die örtlichen Gegebenheiten zu beachten!
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Es gilt der Spruch: Wenn man daran denkt zu reffen, ist es meistens fast schon zu spät. Deshalb sofort beim ersten Gedanken daran das Segel verkleinern! Jedes Boot hat unterschiedliche Reffsysteme, aber das Prinzip ist bei allen gleich. Oft sieht es so aus: (Bild)
Ablauf reffen: Großfall (1) lösen | Erste oder zweite Reffkausch (3/5) in Reffhaken (10) einhängen | Unterliekstrecker (9) in erste oder zweite Reff-kausch (4/6) am Achterliek umhängen und durchsetzen | Großfall (1) wieder durchsetzen | 5. Überschüssiges Segel aufrollen und mit den Reffbändseln (8) zusammenbinden
Das Vorliek des Segels ist mit Mastrutschern am Mast befestigt oder wird in eine Nut am Mast eingefädelt. Der Kopf des Segels wird mit dem Fall hochgezogen. Das Schothorn wird mit dem Unterliekstrecker nach hinten zur Baumnock gezogen. Bei viel Wind wird das Segel flach getrimmt, also wird der Unterliekstrecker gut durchgesetzt.
Vorne befindet sich meist rechts und links am Baum in der Nähe des Lümmelbeschlages ein Haken. Darüber ist im Segel eine Öse eingelassen, eine sogenannte Kausch. Die erste Kausch ist meist die Cunninghamkausch. Hier kann man eine Leine durchziehen und das Vorliek des Großsegels nach unten hin strecken und straffen.
Für uns sind jetzt aber die anderen Kauschen interessant, die sich darüber befinden. Ein Stück über der Cunninghamkausch befindet sich die erste und manchmal auch einzige Reffreihe. Ist das Segel schon gesetzt, müssen wir das Fall lösen und das Segel so weit herunterlassen, bis die erste Reffkausch den Haken am Lümmelbeschlag erreicht hat. Wir haken die Kausch dort ein. Das geht ganz gut auf Amwindkurs, entspannt im beigedrehten Zustand und am besten noch im Hafen bzw. vor dem Ablegen. Sind dort die Segel oben, muss das Boot im Wind liegen. Man kann aber das Segel auch einhaken, bevor man es hochzieht.
Ist das Segel vorne in die Reffkausch eingehakt, kann man hinten am Achterliek den Unterliekstrecker lösen. Entweder ist er in eine Kausch eingeknotet oder mit einem Karabinerhaken eingehakt. Am Achterliek befindet sich auf der gleichen Höhe wie am Vorliek eine Reffkausch, an der der Unterliekstrecker befestigt und gut durchgesetzt wird.
An manchen Booten ist auch einfach auf Höhe der jeweiligen achterlichen Reffkausch eine Leine am Baum befestigt die man durch die Reffkausch zieht. Sie wird ein- bis zweimal um den Baum gewickelt und dann an einer Klampe mit Kopfschlag befestigt. Auf der anderen Seite des Baumes befindet sich dann weiter vorne die Leine für die zweite Reffkausch. Bei diesem System braucht man den Unterliekstrecker nicht lösen.
Zwischen den Kauschen am Vorliek und Achterliek befindet sich meist eine ganze Reihe von Kauschen in einer Linie, durch die Bändsel geführt sind. Sie werden auf beiden Seiten des Segels mit Knoten daran gehindert auszurauschen. Man rollt jetzt das überschüssige Stück Segel auf und bindet diese Reffbändsel links und rechts unten um den Baum und um das überschüssige aufgerollte Segel. Man knotet die Enden der Bändsel mit einem Kreuzknoten locker zusammen. Das erste Reff ist drin und die Fahrt kann weiter gehen.
Frischt der Wind weiter auf, kann man wieder auf Amwindkurs oder beigedreht das Fall lösen und das Großsegel bis zur zweiten Reffkausch herunterlassen und diese am Lümmelbeschlag einhaken. Der Unterliekstrecker wird am Achterliek ebenfalls in die zweite Reffkausch eingehängt und das überschüssige Segel wieder aufgerollt und eingebunden.
Reicht das immer noch nicht, sollte man die Fock verkleinern, wenn das geht, oder sie ganz einholen. Spätestens jetzt wird es Zeit zurück in den Hafen zu fahren. Lässt der Wind auf der Fahrt nach, kann man wieder ausreffen, d.h., das ganze Manöver rückwärts.
Wir haben in diesem Kapitel gelernt, warum wir die Segel in welchen Situationen verkleinern und wie das gemacht wird. Wir wissen, dass es besser ist, rechtzeitig zu reffen, und dass man immer wieder ausreffen kann, sollte der Wind doch nicht so stark sein. Im nächsten Kapitel → erkläre ich, was wir tun, wenn wir gekentert sind, wenn wir also nicht rechtzeitig gerefft haben.
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