Die Wende

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Bisher haben wir gelernt, welche Kurse es zum Wind gibt, wie wir sie finden und wie die Segel dazu eingestellt werden. Wir wissen, wie man abfällt und anluvt. Wir können jetzt auf der einen Seite der Windrose hin und her fahren. Wie komme ich aber auf die andere Seite vom Wind?

Eine Möglichkeit ist die Wende. Wir fahren mit dem Bug durch den Wind. Und das will ich Ihnen hier jetzt erklären. Die Wende wird vom Amwindkurs in den Amwindkurs gefahren. D.h., wenn wir uns z.B. auf Halbwindkurs befinden, müssen wir erst in den Amwindkurs anluven, um die Wende einleiten zu können. Genauso dürfen wir nicht zu weit abfallen, wenn wir mit dem Bug durch den Wind sind.

Wir suchen uns also erst einmal den Amwindkurs. Wie ging das noch einmal … ? Richtig. Wir holen die Segel an, luven so weit an, bis die Fock killt und fallen dann wieder soweit ab, bis die Fock steht. Wir holen noch ein bisschen Schwung, denn für die Wende braucht man Fahrt.

Vom Amwindkurs aus …

Vom Amwindkurs aus …

Wenn wir jetzt mit dem Bug durch den Wind wollen, was müssen wir also bei der Wende tun? Anluven oder abfallen … ? Richtig, anluven. Wir drücken die Pinne von uns weg, aber nicht zu heftig, sonst steht das Ruder quer und das bremst.

… die Pinne wegdrücken und anluven.

… die Pinne wegdrücken und anluven.

Der Bug dreht jetzt in den Wind, die Fock killt, wir lassen die Pinne gedrückt, halten den Kopf unterhalb des Baumes, denn der kommt gleich rüber. Wo sitzt noch einmal der Steuermann … ? Richtig, gegenüber vom Großsegel in Luv. Wenn jetzt also der Baum rüber kommt, dann muss der Steuermann entgegengesetzt zum Baum die Seite wechseln. Den genauen Zeitpunkt findet man mit der Zeit.

Die Segel killen und der Bug geht durch den Wind. Die Pinne noch immer wegdrücken.

Die Segel killen und der Bug geht durch den Wind. Die Pinne noch immer wegdrücken.

Der Baum kommt auf die andere Seite. Dabei umsetzen und Kommando: “Über die Fock!”

Der Baum kommt auf die andere Seite. Dabei umsetzen und Kommando: “Über die Fock!”

Nicht weiter abfallen, sondern Pinne mittschiffs stellen. Kommando: „Amwindkurs liegt an!“

Nicht weiter abfallen, sondern Pinne mittschiffs stellen. Kommando: „Amwindkurs liegt an!“

Beim Wechseln der Seite ist es wichtig, dass der Steuermann dabei nach vorne in die Segel schaut. Das Gesicht zeigt also nach vorn, der Rücken zum Heck. Nehmen wir an, wir sitzen an Backbord und wollen auch über Backbord wenden. Dann habe ich in der rechten Hand die Pinne und in der linken Hand die Großschot.

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Der Ablauf der Wende ist dann so: Ich drücke die Pinne von mir weg und drehe mich dabei mit dem Gesicht und Oberkörper nach vorn. So behalte ich die Segel im Blick. Die rechte Hand ist rechts von mir an der Pinne. Die Großschot bleibt in der linken Hand. Der Bug geht jetzt durch den Wind, der Baum kommt über von Steuerbord nach Backbord. Ich tauche unter dem überkommenden Baum durch mit dem Gesicht zum Bug und dem Rücken zum Heck.

Ich bleibe einen Moment in der Mitte des Bootes hocken. Sobald der Baum an Steuerbord angekommen ist, führe ich die Pinne hinter dem Rücken mittschiffs. Jetzt greife ich mit der linken Hand hinter dem Rücken an die Pinne, lasse die rechte Hand los und setze mich nach Steuerbord. Dort angekommen hole ich mir mit der rechten Hand die Großschot aus der linken Hand von der Pinne und fahre dann auf Amwindkurs weiter. Klingt kompliziert, ist aber ganz einfach und geht in wenigen Augenblicken.

Wichtig ist, dass man die Pinne erst wieder mittschiffs stellt, wenn der Baum auf der anderen Seite angekommen und der Bug durch den Wind gegangen ist. Wenn man die Pinne allerdings zu früh zurück in die Mitte stellt, kann es passieren, dass das Boot im Wind stehen bleibt.

Was macht der Vorschoter während der Wende mit der Fock? Wie wir gelernt haben, fängt sie an zu killen, wenn wir den Amwindkurs verlassen und zu weit anluven. Sobald der Bug bei der Wende durch den Wind ist, entsteht ein Gegenbauch im Vorsegel. Die Fock steht back. Das ist für uns das Zeichen, dass sie auf die andere Seite gezogen werden muss. Dafür wird die Vorschot auf der einen Seite gelöst und auf der anderen Seite angezogen und evtl. in eine Curryklemme eingeklemmt.

Man sollte die Fock dann relativ zügig auf die andere Seite ziehen, denn wenn sie erst einmal richtig Wind im Tuch hat, wird es immer anstrengender, sie wieder anzuholen. Je größer das Boot ist, desto größer wird der Druck auf das Segel. Bei Yachten werden die Schoten über sogenannte Winschen gefahren, was das Anholen des Vorsegels erleichtert.

Zieht man die Fock allerdings zu früh auf die andere Seite bevor der Bug durch den Wind ist bildet sich dort ein Gegenbauch. Die Fock steht in die Richtung Back in die wir wenden wollen. Das bremst uns im besten Fall ab oder der Wind drückt uns zurück. Wir kommen nicht durch die Wende.

Schauen Sie sich die Wende auch hier im Trickfilm → an:

Die Kommandos für das Manöver lauten:

Der Steuermann fragt: „Alles klar zum Wenden?“
Der Vorschoter antwortet mit: „Ist klar!“

„Ist klar!“ darf aber nur kommen, wenn der Vorschoter wirklich bereit ist und die Schoten klar sind. Vor allem muss der Luvraum, in den hinein gewendet wird, frei sein. Dort darf sich kein anderes Boot oder sonst ein Hindernis befinden. Der Steuermann muss sich voll darauf verlassen können, dass er nach der Rückmeldung „Ist klar!“ die Wende wirklich einleiten kann.

Dass er das tut, kündigt er mit: „Ree!“ an und gibt mit dem Kommando: „Über die Segel!“ den Zeitpunkt vor, wann die Fock auf die andere Seite gezogen werden soll. Abgeschlossen wird die Wende mit: „Amwindkurs liegt an!“, denn die Wende geht ja vom einen Amwindkurs zum anderen Amwindkurs. Es kommt also darauf an, nach der Wende nicht zu weit abzufallen. Es sei denn, man will das. Dann lautet das Kommando … ? Richtig, „Fier auf die Schoten auf Halbwindkurs!“

Das war die Wende. Im nächsten Kapitel erkläre ich dann, wie man mit dem Segelboot ein Ziel erreicht, das im Wind liegt.

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