Törnbericht: 10 Tage rund Mallorca mit Abstecher nach Menorca | Mai 2004 | Yacht: Oceanis 351 „Ferrerat“ | Vercharterer: Calabrote Yachtcharter
Samstag, 15.05.
Zu dritt landen wir pünktlich um 08.00 Uhr auf dem Flughafen von La Palma. Herrliches Wetter und der Duft der blühenden Insel Mallorca erwarten uns. Wir fahren mit dem Taxi die kurze Strecke zur Marina des Club Nautic s’Arenal, wo wir unsere Yacht gechartert haben. Dann folgt erst einmal die Ernüchterung, obwohl man es eigentlich besser wissen müsste: Im Büro des Vercharterers ist um diese Uhrzeit natürlich kein Mensch. Auf den Yachten schlafen noch die Crews, die gleich erst ihre Schiffe übergeben werden, bevor sie nach Hause fliegen. Danach müssen noch kleinere Reparaturen vorgenommen und die Schiffe geputzt werden, bis die Yachten irgendwann am Nachmittag von uns übernommen werden können. Das ist der ganz normale Ablauf, den man so gerne verdrängt. In seinen Träumen sieht man sich sofort ablegen und aufs blaue Meer hinausfahren.
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Also gehen wir erst einmal im Club Nautic zünftig frühstücken. Danach kommt so langsam Bewegung in die Marina. Im Büro erklärt man uns, was wir schon befürchtet haben: Vor 17.00 Uhr werden wir heute nicht ablegen können. So steht es auch in unserem Vertrag. Wir dürfen aber wenigstens unsere schweren Taschen im Büro lassen und werden losgeschickt, die Sehenswürdigkeiten von El Arenal zu erkunden.
Vorher werfen wir noch einen Blick auf die Yacht, die eigentlich für uns bestimmt war. Unsere Vorcrew hatte das Schiff in Cala Ratjada festgemacht und war zum Essen gegangen. Es zog ein Gewitter auf, das Boot riss sich in den schweren Böen los und nun sah das Heck aus wie eine zusammengedrückte Ziehharmonika. Pech für unsere Vorcrew, Glück für uns! Anstatt ein Schiff von 32 Fuß Länge (ca. 9,5 m) bekommen wir jetzt für den gleichen Preis eine 36 Fuß Yacht. Diese ist mit einer Kabine pro Person mehr als ausreichend groß für uns.
El Arenal wirkt im Mai noch sehr verschlafen und die Sehenswürdigkeiten… Wir schlendern die Promenade auf und ab, aber es ist nichts los am Ballermann. Zum Mittagessen gibt es das „landestypische“ Schnitzel mit Pommes und dazu werden wir tüchtig mit Schlagern beschallt. Wir kaufen ein, nachdem man uns bestätigt hat, dass der Kühlschrank unserer Yacht schon benutzt werden kann. Als wir zurückkommen, ist das Boot geputzt und wir können an Bord gehen. Wir beobachten, wie sich der Bootsmann mit seiner Liste langsam in der langen Reihe der Yachten in unsere Richtung vorarbeitet. Endlich sind wir dran.
Um 17.00 Uhr verlassen wir den Hafen und setzen gleich vor der Einfahrt die Segel. Aber ach, wo ist der Wind? In einer Stunde dümpeln wir eine Seemeile vor uns hin bis der Skipper das Kommando gibt, die Segel wieder zu bergen und unter Motor die restlichen 11 Seemeilen bis zur Cala Pi zurückzulegen. Da dort schon fünf andere Yachten liegen und nicht viel Raum zum Schwojen ist, beschließt der Skipper Heck- und Buganker auszubringen. Es wird bald dunkel. Wir kochen uns Nudeln und genießen den Abend in dieser wunderschönen Bucht.
Sonntag, 16.05.
Nach einer ruhigen Nacht begrüßt uns am Morgen die Sonne und ein rundherum blauer Himmel – so stellt man sich Segelurlaub vor. Wir machen das Dingi klar und fahren damit an den nahen Strand unserer kleinen Traumbucht. Während des Ankerns müssen wir unseren Kühlschrank immer ausschalten, um die Batterie zu schonen. Deshalb haben wir nicht viele verderbliche Waren eingekauft und brauchen jetzt frische Lebensmittel wie Wurst, Käse und Brot. Zum Glück hat der Supermarkt im nahen Ort auch sonntags geöffnet. Beim ausgiebigen Frühstück in herrlicher Kulisse müssen wir bald unser Sonnenverdeck, das sogenannte Bimini Top, ausfahren, da die Sonne einfach schon zu heiß wird.
Gegen 11.00 Uhr heißt es Anker auf. Die Bucht füllt sich langsam mit Motoryachten aus dem nahen La Palma. Wir setzen die Großsegel und Genua und so fahren wir mit einem schönen südlichen Segelwind an der wunderschönen Küste Mallorcas entlang. Es geht vorbei an Sa Rapida und dem Naturstand Es Trenc. Um 15.00 Uhr liegt die Punta Salinas quer ab und wir setzen unsere Fahrt Richtung Nordosten fort. Leider schwächt sich der Wind gegen 16.00 Uhr merklich ab, dennoch erreichen wir gegen 17.00 Uhr die Cala Figuera, bergen die Segel und fahren unter Motor in die kleine Bucht ein. Mit großem Glück finden wir einen Liegeplatz mit Mooring an der kurzen Hafenmauer.
Cala Figuera ist ein kleiner hübscher Fischerort. Die Häuser und Gassen schmiegen sich malerisch an den Hang. Jetzt im Mai ist alles auch noch nicht überlaufen. Wir finden ein Restaurant mit herrlichem Blick auf unsere Yacht und den Hafen und genießen mallorquinische Fischgerichte. Den wunderbaren Segeltag beenden wir im Cockpit unserer Yacht beim Sundowner.
Montag, 17.05.
Da wir nachts etwas unsanft von den auslaufenden Fischern geweckt wurden, lassen wir es am Morgen ruhig angehen. Wir laufen erst gegen 12.00 Uhr aus und gehen schon um 13.30 Uhr in der Cala Mondragó für einen Badeaufenthalt und einen kleinen Imbiss wieder vor Anker. Um 15.00 Uhr heißt es Anker auf und es geht weiter bei herrlichem Sonnenschein auf Kreuzkurs entlang der Küste Mallorcas.
Gegen 17.30 Uhr ist unser Ziel für heute, die Cala Mitjana, erreicht. Da die Bucht sehr schmal ist, legen wir den Buganker aus und machen mit dem Heck an den Felsen fest. Dort sind ein paar rostige Poller eingelassen, die aber wegen der scharfkantigen und überhängenden Klippen nur schwer zu erreichen sind. Ich muss dafür sogar ins Beiboot steigen.
Die Cala Mitjana ist eine wunderschöne kleine Bucht. Man liegt dort mitten in den herrlich gepflegten privaten Parks der umliegenden Villen. Die hier ankernden Motoryachten sind meist nur Tagesbesucher und verschwinden am späten Nachmittag wieder. Gegen 18:00 Uhr kommt das letzte Ausflugsboot hereingefahren und dreht seine Runde. So können wir danach in Ruhe baden und zu Abend essen.
Unser Skipper ist gewissenhaft und will den Knoten, mit dem ich unser Heck am Poller befestigt habe, kontrollieren. Dazu steht er im Dingi auf und hält sich am Felsen fest. Das Dingi schiebt sich aber unter die vorstehenden Klippen und er kann sich vor den scharfen Muscheln und Kanten nur retten, indem er sich rückwärts ins Wasser fallen lässt.
Nachts dreht der Wind und der Schwell steht dabei genau in die Bucht. Lag das Boot bei unserer Ankunft absolut ruhig, tanzt es jetzt gewaltig hin und her. Natürlich ist der Skipper beunruhigt. Können wir diese Nacht hier so liegenbleiben? Bei einem Kontrollgang an Deck relativiert sich die ganze Sache. Der Schwell ist sehr niedrig und unser Boot wird nur so durchgeschüttelt, weil wir an Bug und Heck festliegen und die kleinen Wellen uns voll auf die Breitseite treffen. Wir holen das Dingi ein, zurren alles noch einmal fest und versuchen dann weiter zu schlafen.
Dienstag, 18.05.
Wieder werden wir von herrlichem Sonnenschein geweckt. Wir lichten gleich gegen 10.00 Uhr den Anker, fahren unter Motor die Küste hinauf, wo wir gegen 11.00 Uhr in der Bucht von Porto Colom ankern. Nach einem ausgiebigen Frühstück tuckern wir mit dem Dingi zum Einkauf in den Stadthafen und schauen uns auch ein wenig in dem Ort um.
Gegen 13.00 Uhr heißt es wieder Anker auf und Segel setzen. Der Wind kommt inzwischen aus Nordost mit schönen vier Windstärken, gegen die wir jetzt ankreuzen müssen. Bei diesen herrlichen Wetterbedingungen ist das allerdings ein Spaß. Um 17.00 Uhr erreichen wir Porto Cristo, wo wir für vier Euro plus drei Euro Wassergebühr am Stadtkai mit Mooring festmachen. Am Abend ist der Ort nach Abreise der Tagestouristen herrlich ruhig. Wir finden ein gutes Fischlokal und lassen den Tag im Cockpit ausklingen.
Mittwoch, 19.05.
Um 11.00 Uhr verlassen wir den Hafen von Porto Cristo und setzen die Segel. Wir wollen heute den Sprung hinüber nach Menorca wagen. Bei leichtem Wind können wir bis in den späten Nachmittag hinein segeln. Um uns herum treiben große Felder portugiesischer Galeeren. Vorsichtig holen wir eine von ihnen mit einem Eimer an Bord, um sie näher zu betrachten.
Gerade als ich am Ruder stehe, begleitet uns für einen kurzen Moment eine Delfinschule. Natürlich will jetzt keiner mit mir tauschen und so bekomme ich sie leider nicht richtig zu sehen.
Gegen 17.00 Uhr schläft der Wind ein. Wir rollen die Genua ein, lassen das Großsegel stehen und fahren unter Motor weiter. Die Steilküste Menorcas ist inzwischen in Sicht. Wir fahren eine lange Felswand entlang. Irgendwo hier soll sich die Bucht befinden, in der wir heute Nacht ankern wollen. Mit bloßem Auge und auch mit Fernglas ist sie nicht auszumachen. Unser Hand-GPS behauptet aber, sie sei gleich um die Ecke. Plötzlich tut sich querab ein Spalt in den Felsen auf und da liegt die wunderschöne Cala Macarella. Eine Bucht wie aus dem Bilderbuch! Und außer uns ankern hier nur zwei andere Yachten. Ein Traum!
Donnerstag, 20.05.
Wir lichten den Anker gegen 10.00 Uhr unter Segeln und nehmen Kurs West zurück nach Mallorca. Es weht ein mäßiger Wind aus Südost, der am Nachmittag etwas auffrischt. Dazu herrlicher Sonnenschein! Genau das Richtige für unsere Überfahrt. Wir machen bis zu sieben Knoten Fahrt, als der Wind raumt.
Gegen 17.00 Uhr ist schon die Punta Sabater querab und wir segeln in die Bucht von Pollenca. Um 19.00 Uhr liegen wir nach einem schwierigen Anlegemanöver fest im Yachthafen von Porto de Pollenca und müssen uns nun erst einmal nach einem neuen Bootshaken umsehen. Port de Pollenca ist jetzt in der Vorsaison noch schön ruhig. Man freut sich über unseren Besuch in einem Restaurant an der Plaza und ist sehr zuvorkommend. Nach einem guten Essen lassen wir diesen herrlichen Segeltag im Cockpit beim Sundowner ausklingen.
Freitag, 21.05.
Wir legen um 12:00 Uhr in Porto de Pollenca ab und kreuzen aus der Bucht hinaus. Der herrliche Segelwind lässt dann aber leider nach und wir müssen auf Höhe der Punta Sabater gegen 14.30 Uhr die Segel bergen und nehmen unter Motor Kurs auf das Cabo Formentor. Um 15:00 Uhr ist das Cap querab.
Wir drehen eine Ehrenrunde, um die beeindruckende Kulisse zu genießen und um ein paar Fotos zu schießen. Der Wind ist hinter den Felsen inzwischen ganz eingeschlafen und die See spiegelglatt. Wir fahren weiter unter Motor dicht unter der Küste entlang.
Um 18:30 Uhr ist die Bucht von Sa Calobra erreicht. Eigentlich ist das Wasser etwas zu tief zum Ankern, aber für einen kurzen Badeaufenthalt wagen wir es. Als wir den Anker wieder aufholen, freuen wir uns, dass wir die Bucht über den Wasserweg verlassen können. Die Badegäste, die nicht mit dem Schiff gekommen sind, müssen die sich endlos die Berge hinauf schlängelnde Straße nehmen.
Der Wind lässt immer noch auf sich warten. Langsam wird es diesig und die Fahrt zieht sich. Gegen 21.00 Uhr erreichen wir die Hafeneinfahrt von Port de Sóller, die gerade ausgebaggert wird. Das „schwimmende Gerät bei der Arbeit“ zu umfahren ist etwas kniffelig. Wir ankern in der eindrucksvollen Bucht und langsam wird es dunkel. Leider müssen wir mit unserem Dingi in die Stadt paddeln, da der kleine Motor beim Startversuch abgesoffen ist.
Samstag, 22.05.
Heute ist der erste Tag unserer Reise, an dem wir nicht von der Sonne geweckt werden. Aber wenigstens sieht es nach Wind aus. Wir legen um 11.00 Uhr in Sóller ab und setzen um 12.00 Uhr die Segel. Kurz vor der schmalen Durchfahrt bei Sa Dragonera bergen wir die Segel wieder, um nicht in der an Untiefen reichen Enge zwischen der Insel und Saint Elm kreuzen zu müssen.
Direkt nach der Passage werden die Lappen wieder hochgezogen und wir kreuzen hinunter nach Port d’Andratx. Die Logge zeigt teilweise bis zu sieben Knoten Fahrt. Um 17.30 sind wir deshalb schon in Port d’Andratx am Schwimmsteg fest und haben so ausreichend Zeit, den Ort zu besichtigen und den steilen Straßen auf die die Bucht umschließenden Berge zu folgen. Von oben haben wir einen beeindruckenden Blick auf die sich langsam erleuchtende Stadt. Wir treten den Rückweg an, um essen zu gehen und den Segeltag in den Bars am Hafen ausklingen zu lassen.
Sonntag, 23.05.
Um 10.00 Uhr legen wir in Port d’Andratx vom Schwimmsteg ab und müssen erst einmal zur Tankstelle. Es geht weiter unter Motor, bis um 12.30 Uhr der Wind endlich auffrischt und wir die Segel setzen können. Es folgt eine herrliche Kreuz über die Bucht von La Palma. Der Wind geht am Nachmittag hinauf auf vier bis fünf Windstärken und endlich hat die Yacht Gelegenheit zu zeigen, was sie kann. Schon gegen 19.00 Uhr erreichen wir das Ziel des heutigen Tages: Die Insel Cabrera.
Cabrera ist ein Naturschutzgebiet und darf nur mit einer Genehmigung angelaufen werden, die man vorher einholen muss. In der Bucht liegen Mooringbojen aus. Ankern und Fischen ist – so weit mir bekannt – nicht erlaubt. Wir legen an einer gelben Tonne an und gleich kommt auch schon ein Herr im Schlauchboot angefahren, um unsere Papiere zu kontrollieren. Jetzt in der Nebensaison ist die Bucht fast leer. Wie mag es wohl im Sommer aussehen, wenn an jeder Boje eine Yacht hängt?
Zum Glück läuft der kleine Außenborder von unserem Dingi wieder. Wir setzen an Land über, gehen einmal zur Festung hoch, schauen auf die Bucht und trinken nach dem Abstieg etwas in der Bar. Auf dem Schiff pfeift uns der Wind um die Ohren. Die Abgeschiedenheit, die Natur und das Panorama sind beeindruckend.
Montag, 24.05.
Wir gehen früh Anker auf und nehmen Kurs auf Arenal. Wir segeln herrlich hoch am Wind als dieser plötzlich mittags am Cabo Blanco erst fast einschläft und dann um fast 180° Grad dreht. Ein Hof um die Sonne verheißt nichts Gutes. Wir können noch bis zur Cala Portals über die gesamte Bucht von La Palma segeln und gehen dort für die Mittagspause und zum Schwimmen vor Anker.
Leider ist damit unser wunderschöner sonniger Segeltörn schon fast zu Ende. Wir fahren unter Motor am späten Nachmittag zurück in den Club Nautic von Arenal und übergeben die Yacht dort am nächsten Tag dem Vercharterer. Alles ist gut gegangen – bis auf den Bootshaken hatten wir keinen Bruch. Wir konnten viel segeln und durften im Mai schon den Sommer erleben. Mallorca haben wir von einer wunderbaren Seite kennengelernt und ich bin mir sicher, dass dies nicht mein letzter Törn in diesem schönen Revier war!
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