Fun ‚N‘ Stuff with the Foxwell family | Interview

Die Foxwells sind eine kleine englische Familie mit Hund. Eines Tages wollen sie mit einem Segelboot in wärmere Regionen aufbrechen, aber bis es soweit ist segeln sie so viel wie möglich um die Südostecke Englands herum. Sie teilen ihre Abenteuer auf Youtube und ich hatte das Glück ein Interview mit ihnen zu bekommen. Den Link zu ihrem Kanal findet Ihr weiter unten. (There is also an English version → of this interview!)

Hannah and Ian

Hannah and Ian

Käpten Sailnator: Hallo Foxwells, vielen Dank, dass Ihr Euch die Zeit für ein Interview genommen habt! Stellt Euch doch bitte einmal vor!

Hannah: Hi, ich bin Hanna und ich bin mit Ian verheiratet. Wir haben eine sieben Jahre alte Tochter, Elizabeth, und unseren Pudel Winnie, auch „Winnie the Poo“ …dle genannt. Wir leben und segeln an der Südostecke Englands. Wir haben den Traum einmal den Anker zu lichten und in wärmere Regionen zu segeln. Aber wie bei vielen anderen Menschen mit demselben Traum können wir ihn nicht jetzt gleich in die Tat umsetzen. Also machen wir das Beste aus dem, was wir vor unserer Haustür haben.

Elizabeth and Winnie the poo ...dle

Elizabeth and Winnie the poo …dle

Käpten Sailnator: Wie seid Ihr zum Segeln gekommen und wie habt Ihr es gelernt?

Hannah: Ich komme aus einer Seglerfamilie, und wir sind unser ganzes Leben die Ostküste von England hoch und runter gesegelt. Ians Geschichte ist ein bisschen anders.

Ian: Ja, mein Hobby war eigentlich Gleitschirmfliegen, aber vor ungefähr 14 Jahren hat mich ein Freund dazu überredet an den Tagen an denen wir nicht fliegen konnten mit ihm in einen Jollen-Segelclub zu gehen. Und in diesem Jahr gab es viele dieser Tage und wir segelten mehr, als dass wir flogen. Inzwischen habe ich das Gleitschirmfliegen komplett aufgegeben.

Käpten Sailnator: Wie viel Segel-Erfahrung hattet ihr gesammelt bis Ihr Euer erstes eigenes Boot gekauft habt?

Hannah: Ich glaube ich kann heute sagen, dass wir sehr viel gelernt haben in den Jahren in denen wir Jolle gesegelt sind und beim Herumsegeln auf dem Boot meiner Eltern. Aber wir waren selber nie Skipper bis zu dem Tag als wir unsere eigenen Yacht gekauft haben.

Rowena

Rowena

Käpten Sailnator: Und wie hat dann Euer Leben als Yachtsegler begonnen?

Ian: Nun, das ist eigentlich eine einfache Geschichte, die beim Erzählen ein bisschen komplizierter wird. Es fing an dem Tag an als ich arbeitslos wurde. Das war ein echter Schock und war auch wirklich schade, denn die Firma in der ich zu dieser Zeit arbeitete war wirklich toll. Aber es stellte sich heraus, dass es doch ein versteckter Segen war. Und zwar aus zwei Gründen. Erstens hatte ich dadurch ein sechsmonatiges Zeitfenster aufgrund der Kündigungsfrist während dessen ich einen großen Anbau an unser Haus gebaut habe. (Wir erwarteten damals unser erstes Kind und wir konnten zusätzlichen Raum gut gebrauchen.) Und zweitens fand ich einen neuen Job gerade als ich ihn brauchte. Dadurch musste ich die Abfindung die ich bekommen hatte nicht anbrechen und so hatten wir ein nettes Sümmchen zur Verfügung. Wären wir vernünftig gewesen hätten wir es investieren müssen, z.B. um unsere Hypothek ein Stück abzutragen, aber wir haben dafür einfach ein Boot gekauft.

Hannah: Eine 32 Fuß Beneteau die „Muskrat Ramble“ hieß, um genau zu sein.

Käpten Sailnator: Was für ein Boot habt ihr denn jetzt?

Hannah: Irgendwann haben wir unsere Beneteau verkauft und eine Jenanneau SunFast 32i gekauft. Sie hieß „White Magic“ und war toll. Genauso komfortabel und mit Spaß zu segeln wie die Beneteau. Aber sie war schneller und hatte einen kompletten Satz North 3D Regatta Segel die Ian sehr geliebt hat. Denn das bedeutete, dass er zwischen den Familientörns Regatten fahren konnte, und er war recht erfolgreich dabei. Aber dann habe ich einen wichtigen Vertrag mit einem hiesigen Optiker verloren für den ich gearbeitet habe, und es war mein Geld, mit dem wir unsere Spielzeuge bezahlt haben. So haben wir angefangen um unsere finanzielle Situation Sorgen zu machen. Ian hatte auch gerade wieder den Job gewechselt nachdem seine letzte Firma von einer anderen übernommen worden war. Also verkauften wir „White Magic“ und verkleinerten uns zu Rowena, einer trailerbaren 20 Fuß Red Fox Yacht. Das war schon ein Unterschied!

Rowena

Rowena

Käpten Sailnator: Warum habt Ihr Euch gerade für dieses Boot entschieden?

Ian: Ich glaube es gibt nicht den einen Grund, warum man gerade dieses Boot kauft. Aber für uns war der Hauptgrund die Größe. Es war das größte Boot mit dem größten Innenraum das auf einen Trailer neben unser Haus passte. Wir lieben Segeln und wollten es nicht aufgeben. Aber manchmal im Leben muss man einen Schritt zurück gehen, um sich in eine bessere Position zu bringen um voran zu kommen.

Hannah: Auf diese Weise konnten wir das Familiensegeln weiter machen, aber unsere laufenden Kosten senken wie Segelclubbeitrag, Liegeplatzgebühren, Winterstellplatzkosten, Kranen und so weiter und so fort. Und wir lernten eine völlig neue Art des Segelns in sehr flachen Gewässern kennen. Unsere Rowena hat keinen Kiel sondern den Ballast im Boden und zwei Lee-Schwerter, jeweils eins auf jeder Seite. Wenn die Schwerter oben sind haben wir einen Tiefgang von gerade mal 20 cm und so sehen wir eine Menge Orte die wir vorher nie hätten erreichen können und erleben unser normales Segelrevier von einer ganz neuen Seite.

Käpten Sailnator: Wie habt Ihr „Rowena“ denn gefunden?

Ian: Wir haben sie auf „Apollo Duck“ gefunden. Die Red Fox ist ein einmaliges kleines Boot und sie werden nicht oft angeboten und normalerweise werden sie ziemlich schnell weggeschnappt, wenn doch mal eine auf dem Markt ist.

Käpten Sailnator: Habt Ihr beim Bootskauf die Hilfe von einem Makler oder Gutachter in Anspruch genommen?

Ian: Nein. Das ist ein weiterer großer Vorteil, wenn man ein kleines Boot kauft. Wenn man einen Haufen Geld investiert, dann will man sicher sein, dass man es gut investiert. Dafür muss man wieder mehr Geld für den Makler und den Gutachter bezahlen. Aber je weniger man ausgibt, desto mehr Risiko kann man sich leisten. Wir hatten ja auch schon einige Boote vorher gekauft und unterhalten. Wir wussten also recht genau worauf wir achten mussten.

Foxwell05

Käpten Sailnator: Hatte das Boot beim Kauf schon irgendwelche offensichtlichen Probleme die behoben werden mussten?

Hannah: Vom Grundsatz her war Rowena solide. Die gesamte Konstruktion war in gutem Zustand und selbst Dinge wie die Kissen waren gerade ausgetauscht worden. Die eigentlichen Probleme kamen daher, dass sie über Jahre nicht wirklich in Gebrauch gewesen war. Die Elektrik hatte gelitten und einige Sachen an Deck wie z.B. das Holz brauchten Pflege. Aber dafür habe ich Ian, also war es für mich kein Problem.

Käpten Sailnator: Was habt ihr beim Refit repariert, ausgetauscht oder geändert?

Ian: Wir haben eigentlich die ganze Elektrik neu verlegt, neue Instrumente eingebaut wie Funkgerät, Kartenplotter und LED-Lampen. Dazu noch zwei Verbraucherbatterien und ein Solarpanel um alles am Laufen zu halten.

Hannah: Und ich habe alles geputzt, vom Heck bis zum Bug, vergiss das nicht.

Ian: Ja, und dann haben wir das Deck und Cockpit neu gestrichen, das Holz geschliffen und lackiert, all den ganz normalen Kram den man bei Booten von Zeit zu Zeit halt machen muss.

Käpten Sailnator: Habt Ihr irgendwelche Ratschläge für Segeln mit kleinem Kostenrahmen?

Hannah: Wenn wir irgendwas von Rowena gelernt haben, dann dass der Spaß den man beim Segeln haben kann nicht proportional davon abhängt wie viel Geld man dafür ausgibt und wenn doch dann ist es so: je weniger Du ausgibst, desto mehr Spaß hat man.

Ian: Was Hannah sagen will ist folgendes: Als wir „White Magic“ hatten, haben wir uns immer Sorgen um unsere gesamten Ersparnisse machen müssen, die an einer Mooringboje im River Medway hingen. Und wenn wir etwas für sie kaufen mussten, dann immer in der zu ihr passenden Größe und zum entsprechenden Preis. Je kleiner das Boot, desto kleiner ist der Kram den man braucht, und so wird es billiger. Es ist besser ein kleines günstiges Boot zu haben, und damit das Vertrauen und das Geld um alles zu tun was man will, als ein größeres Boot, um das man sich immer Sorgen macht und wo man sich anstrengen muss, um es sich leisten zu können.

Käpten Sailnator: Wie sehen eure Zukunftspläne aus?

Ian: Man weiß ja wie motivierte und erfolgreiche Leute einem immer erzählen, dass man einen Plan braucht um seine Pläne im Leben zu erreichen. Dass man sich darüber Gedanken macht was man in fünf oder zehn Jahren machen will und so weiter. Also ich bin damit nicht ganz einverstanden, oder solche Ideen funktionieren nicht in unserer jetzigen Situation.

Wir haben den Traum irgendwann zu reisen und wenn in unserem Leben wichtige Entscheidungen auftauchen, dann treffen wir sie mit dem Hintergedanken wie sie diesen Traum beeinflussen könnten. Aber wird sind momentan nicht in der Lage feste Pläne zu machen oder diese jetzt schon klar zu verfolgen. Deshalb wollen wir dafür auch keine Kompromisse machen in unserem jetzigen Leben. Man lebt nur einmal und so denken wir, dass es besser ist das Beste aus der aktuellen Situation zu machen als einen Plan zu machen, der vielleicht nie ausgeführt wird.

Hannah: Dazu kommt, dass wir das Glück haben, dass wir noch beide unsere Eltern haben, also Elizabeths Großeltern. Sie sind allerdings in ihren späten Lebensjahren und alle haben die eine oder andere gesundheitliche Einschränkung, einige davon sogar ernsthafter Natur. Also würde es jetzt sowieso auch nicht die richtige Zeit sein für eine längere Reise.

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Ian: Lass mich mal zum besseren Verständnis unsere finanzielle Situation erklären. Die meisten Leute die auf Langfahrt gehen fangen an ihre Besitztümer zu verkaufen, entrümpeln ihr Leben und versuchen so das nötige Geld zusammen zu bekommen um ihren Traum finanzieren zu können. Wir haben genau das Gegenteil getan. Wir haben unser wunderschönes Familiensegelboot verkauft und eine kleine Trailer-Yacht gekauft die es uns ermöglicht weiter Wassersport betreiben zu können. Wir haben das getan um mit dem Geld einen Großteil unserer Hypothek abzubezahlen, uns finanziell besser abzusichern und uns in eine bessere Startposition zu bringen um weiter Geld ansparen zu können. Man macht das Beste aus dem was man hat, also haben wir das größte kleine Boot gekauft das wir uns leisten konnten. Wir haben uns daran gemacht das Beste aus dem Boot herauszuholen, seine Stärken hervorgehoben, Dinge installiert die es besonders machen und das hätten wir uns mit unseren vorherigen Booten nicht leisten können.

Hannah: Ich denke es passiert schnell, dass man sein Herzblut in einen großen Plan steckt, sein ganzes Leben darauf hinarbeitet nur um herauszufinden, dass die Umstände es nicht erlauben dein Ziel zu erreichen, und dann ist man sehr enttäuscht. Wir machen das Beste aus unserer jetzigen Situation und genießen das Segeln. Es mag nicht so toll und aufregend sein wie der Traum, aber Spaß ist Spaß, und es ist ein realistischer Weg um Segeln zu gehen. Viele Menschen haben einen großen Traum, aber wie wenige können ihn wirklich leben? Wir haben uns stattdessen dafür entschieden viele kleine Träume zu leben und das ist was wir versuchen unseren Zuschauern zu zeigen.

Käpten Sailnator: Wo und wie lasst Ihr Eure Zuschauer an Euren Abenteuern und Eurem Leben an Bord teilhaben?

Hannah: Wir haben einen Youtube-Kanal auf dem wir unsere Segelabenteuer dokumentieren, und wir sind überwältigt von den Rückmeldungen die wir bekommen! Wir wollten eigentlich nicht wirklich irgendwas damit erreichen, hatten keine Pläne damit unseren Lebensunterhalt zu verdienen oder irgendwelche Preise zu gewinnen. Es ist wirklich so, dass wir unsere Abenteuer mit unseren Freunden und der Familie teilen wollten. Und dass Elizabeth in der Zukunft einmal auf Dinge zurückschauen kann, die sie mit ihren Eltern gemacht hat.

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Youtube Kanal: https://www.youtube.com/funnstuffwiththefoxwells

Käpten Sailnator: Hannah und Ian, ganz herzlichen Dank für dieses wirklich interessante und aufschlussreiche Interview. Ich denke Eure Art an die Sache heranzugehen ist sehr bodenständig und realistisch. Vielleicht ist es auch eine Inspiration für Andere wie man eine Segelkarriere beginnen und die Basis für einen großen Traum legen kann. Ich wünsche Euch alles Gute und vielleicht treffen wir uns dann ja mal eines Tages da draußen – auf der brüllenden See!

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