Cruising Lealea | Interview

Moin zusammen!

Viele Menschen die Segeln lernen haben den Traum irgendwann einmal auf einem Boot zu leben, oder gar um die Welt zu segeln. Aber wie kann man diesen Traum in die Wirklichkeit umsetzen? Am besten fragt man Menschen, die es schon getan haben und lernt aus ihren Erfahrungen.

Dazu möchte ich hier auf sailnator.de eine neue Serie starten und Cruiser und Liveabords vorstellen, sie über ihr Leben an Bord befragen und ihren Weg dorthin. Einer meiner Lieblings-Youtube-Kanäle ist „Cruising Lealea“ von Chuck und Laura aus Hawaii, die mit ihrem Boot den Nordpazifik besegeln und momentan mit einem routinemäßigen Refit in Alaska beschäftigt sind. Sie waren so freundlich mir ein Interview zu geben. Links zu ihrem Blog und zu ihrem Youtube-Kanal findet Ihr weiter unten im Text! (There is also an English version → of this interview!)

Laura und Chuck

Käpten Sailnator: Hallo Laura und Chuck, vielen Dank, dass Ihr Euch die Zeit für ein Interview genommen habt. Als erstes möchte ich fragen: Was für ein Boot ist LeaLea?

Laura: Lealea ist eine Albin Vega 27 Hull#1860. Dieses Modell wurde zwischen 1969 and 1975 fast 3500 Mal von Albin Marin AB in Kristinehamn, Sweden gebaut. Lealea wurde 1974 ausgeliefert und zuerst in Honolulu, Hawaii verkauft.

Lealea

Käpten Sailnator: Wie seid Ihr auf die Idee gekommen an Bord eines Segelbootes zu Leben und mit dem Blauwassersegeln zu beginnen?

Chuck: Ich, der Kapitän von Lealea, begann in den früher sechziger Jahren davon zu träumen auf dem Pacific zu segeln. Ich hatte eine damals populäre Fernsehsendung gesehen: „Adventures in Paradise“. Dort wurde die Geschichte von Captain Adam Troy erzählt und seinem 82 Fuß Schoner “Tiki”. Die Handlung drehte sich darum wie Adam Troy im Südpazifik herum segelte, immer auf der Suche nach Ladung, Passagieren und Abenteuer. Falls Ihr die Sendung nie gesehen habt, habt Ihr wirklich etwas verpasst.

Käpten Sailnator: Aber ein Traum macht ja noch keinen Segler. Wie ging es weiter?

Laura: Viele Jahre später während Chuck sich von einer Knieoperation im Tripler Army Medical Center in Hawaii erholte, sah er die Boote die draußen vor seinem Fenster auf dem Ozean segelten und erinnerte sich an seinen Traum. Da er jetzt Zeit hatte und die Möglichkeit eine Bibliothek zu besuchen begann er nachzuforschen. Er hat Hiscock, the Pardeys, Tristan Jones, Joshua Slocum gelesen und alles was er sonst noch in die Finger bekommen konnte, was ihm vielleicht helfen könnte eines Tages auf einer 40 Fuß Ketch zu leben und wie Captain Adam Troy den Pazifik zu besegeln.

Käpten Sailnator: Und wann wurde es dann konkret?

Chuck: Ich war zu diesem Zeitpunkt schon 10 Jahre aus der Armee entlassen und hatte einen guten Job in Honolulu. So fing ich an mich nach einem Boot umzusehen. Ich hatte eine kleine Erbschaft gemacht, aber nicht genug für eine 40 Fuß Ketch in einem seetüchtigen Zustand. Ich erzählte ständig von meinem Traum und ging allen damit auf die Nerven. Ein Freund von meinem Chef konnte sich das langsam nicht mehr anhören und fragte mich eines Tages: „Warum kaufst Du nicht mein Boot?“ Ich fragte: „Was für ein Boot ist das?“ “Eine Albin Vega 27.” War die Antwort und der Preis war genau innerhalb von meinem Kostenrahmen. “Aber es ist zu klein.” beschwerte ich mich. “Nonsense!” antwortete er und er hatte Recht. Ich zog am 1. April 1990 an Bord und als ich das Boot von Rick Monteverde kaufte, war sie mehr oder weniger im originalen fabrikneuen Zustand.

Käpten Sailnator: Und wann heuerte die Crew an?

Laura: Ich kam als „First Mate“ 1996 an Bord und nachdem ich mich selber etwas eingelesen hatte, haben wir zusammen die nächsten 3 Jahre damit verbracht unsere zukünftigen Reisen zu planen. Und wir entschieden uns dazu dies mit Lealea zu tun, auch wenn sie mit „nur“ 27 Fuß bei den heute üblichen Segelboot-Standards als klein zu bezeichnen war. Wir merkten einfach, dass wir keine 40 Fuß Ketch brauchten um unseren Traum zu leben. Und so konnten wir auch viel Geld sparen, was uns die Möglichkeit gab schneller loszusegeln.

Käpten Sailnator: Es ging aber nicht gleich los. Wie habt Ihr Euch auf Eure große Fahrt vorbereitet?

Chuck: Während wir schon an Bord lebten und dabei aber noch Vollzeit arbeiteten, hatten wir gerade mal Zeit für einige Tagestörns, oder Daysailing, wie man heute sagt. Aber die Ferien haben wir immer dazu genutzt einwöchige Exkursionen zu den äußeren Hawaiiinseln zu unternehmen. An Thanksgiving ankerten wir z.B. bei Lono Harbor in Molokai. Weitere wertvolle Segelerfahrungen sammelten wir auf unserer Hochzeitsreise an Bord der HMB Endeavour. Wir durften 1999 auf dem Weg von Vancouver nach Hawaii dabei sein, einem Teilstück Ihrer Weltumseglung. Über die Jahre wurde die „Must do list“ um das Boot fertig zu machen immer kürzer und so entschied ich mich dazu, dass es Zeit war in Rente zu gehen. Mein letzter Arbeitstag war der 30. April 2007 und am 1. Mai wurde Lealea aus dem Wasser geholt um ihr den letzten Schliff vor ihrer ersten Pazifiküberquerung zu geben. Unsere Sachen wurden sortiert, unsere Autos verkauft und nach einem Wirbelwind von Aktivitäten war das Boot dann endlich seefertig.

Laura: Wir verließen den Ala Wai Harbor am 26 Mai 2007. Es waren 30 bis 45 Tage für die Pazifiküberquerung angesetzt. Meine Mutter hatten wir strikt angewiesen sich auf keinen Fall Sorgen zu machen, solange sie nichts über uns von der Küstenwache hören würde. Über unseren ersten Törn kann ich nur sagen: Wir beide wussten, dass Chuck anfällig für Seekrankheit ist, aber keiner von uns hätte gedacht, dass es sich so lange hinziehen würde wie es dann im Endeffekt anhielt. Chuck wurde in dem Moment seekrank als Lealea die Ansteuerungstonne passiert hatte, die die Einfahrt von Ala Wai markiert. Und er war durchgehend seekrank in den nächsten 23 Tagen. Der ursprüngliche Plan war dann langsam zu segeln, um es dem seekranken Kapitän bequem zu machen. Wir wurden dann aber noch auf halber Strecke durch einen Riggschaden herausgefordert und so kamen wir erst nach 55 Tagen in Neah Bay, Washington an. Ja, meine Mutter hat sich aufgeregt.

Käpten Sailnator: Was habt Ihr gemacht, nachdem Ihr die USA erreicht hattet?

Chuck: Nachdem wir in Washington mit einem Boot angekommen waren, das ein neues Rigg benötigte, und nachdem wir jetzt mehr Ozeanerfahrung hatten und wussten was wir brauchten, entschieden wir uns nach Port Townsend, Washington zu segeln. Dort holten wir Lealea für Reparaturen und technische Aufrüstung aus dem Wasser. Laura bekam dort bei West Marine einen Teilzeitjob und die Arbeit am Boot konnte beginnen. Die Feuchtigkeit hatte sich während der Passage im Boot gesammelt und einige Schäden im Holz der Einrichtung verursacht. Daraus folgte ein großes Schimmelproblem. Wir entschieden uns dazu einen Teil der Inneneinrichtung zu entfernen, eine Sprayhood über dem Niedergang anzubringen und das gesamte Rigg auszutauschen. Wir holten Lealea im August 2007 an Land und warfen sie am 31. Dezember 2007 zurück ins Wasser. Wir lebten die ganze Zeit an Bord. Mitten im Winter, mit wenigen Möglichkeiten zu segeln und mit einer Bordkatze die Erholung brauchte, entschied sich Laura dann dazu einen weiteren Job bei West Marine in ihrem Express Store in Friday Harbour, Washington, anzunehmen. Nachdem sie dort ein Jahr gearbeitet hatte sind wir wieder losgesegelt um die Region Pacific Northwest in den USA zu erkunden.

Käpten Sailnator: Und dann wolltet Ihr zurück in wärmere Regionen?

Laura: Ja! Im September 2010 segelte Lealea auf die Straße Straight von Juan de Fuca zu und drehte dann nach Süden ab Richtung San Diego. Auf diesem Törn lief wirklich gar nichts nach Plan und wir fanden uns den Winter über in San Francisco anstatt in San Diego. Wieder nahm ich einen Job bei West Marina an, um die nötigen Reparaturen zahlen zu können und die Reisekasse aufzufüllen. Erst im Frühling 2011 segelte Lealea unter der Golden Gate Bridge hindurch und setzte den Kurs zurück auf Hawaii. Dort haben wir den nächsten Winter verbracht, immer zwischen den Inseln hin und her segelnd, bis es Zeit war das nächste große Ziel anzusteuern: Sitka, Alaska.

Lealea in Alaska

Chuck: Wir sind jetzt in den letzten Jahren mit Lealea im Südosten von Alaska herumgesegelt und sind dabei über längere Abschnitte in Petersburg, Alaska vor Anker. Ich arbeite ehrenamtlich bei dem lokalen Radiosender, KFSK, und produziere wöchentlich das Radio Programm „Island Music“ für die Bewohner von Mitkof Island. Laura hat Dr. Ken Hill bei Waterways Veterinary Clinic assistiert an Bord von „Veterinary Vessel Hallie“ einer schwimmenden Tierklinik, die abgelegene Orte in Alaska anläuft, die nur per Boot oder Wasserflugzeug zu erreichen sind. Inzwischen ist es mal wieder Zeit für ein Lealea-Refit. Dabei wollen wir die Einrichtung so umgestalten, dass das Schiff deutlich leichter wird und wir mehr Platz zum Leben und zum Stauen haben. Außerdem ist das Rigg mal wieder dran und außen müssen wir neu streichen. Wir haben die Arbeit schon begonnen und hoffen, dass wir sie dieses Frühjahr (2016) erfolgreich beenden können.

Käpten Sailnator: Ich habe gesehen, dass Ihr das Refit in Videos auf Youtube dokumentiert?

Chuck: Oh ja! Wir haben eine neue Serie: „Lealea’s third refit“ gestartet und dafür eine eigene Playlist angelegt. Ansonsten sind aber auch alle Ozeanpassagen mit Logbucheinträgen auf unserem Youtube-Kanal- Cruising Lealea zu finden. Es gibt Playlists zu: Honolulu-The Beginning, Leaving Hawaii-our First Long Voyage, Sailing the Pacific Coast, Sailing Back to Hawaii, Cruising in Hawaii, Sailing to Alaska, Cruising in Alaska und dazu noch Video zu: cooking aboard, voyage planning and preparation and cost.

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Für weitere Einblicke ins Seglerleben besucht auch unsere Webseite Cruising Lealea wo wir unseren Blog The Logbook schreiben, der zurückdatiert bis ins Jahr 2007, als unsere Reise begann. Besucht auch das Captain’s Notebook wo ich meine Gedanken, Notizen und gemachte Erfahrungen über das Blauwassersegeln niederschreibe, über das Segeln ansich und über den Unterhalt eines Bootes. Oder geht zum First Mate’s Journal und lest über Lealea’s Reisen in Lauras täglichen Logbucheinträgen. Klickt Euch hinein in The Galley wo Ihr seegängige Kochrezpte findet, bekommt Ideen für provisioning und budgeting oder lernt mehr über eating healthy without refrigeration.

Käpten Sailnator: Liebe Laura, lieber Chuck, ganz herzlichen Dank für das Interview. Ich hoffe ich konnte meine Leser damit inspirieren und anregen Euren Kanal und Euren Blog zu besuchen und aus Eurem reichen Erfahrungsschatz zu lernen! Viel Erfolg bei Eurem Refit und always fair winds! Käpten Sailnator.

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